Im Seminar kommen die angemeldeten Teilnehmer:innen zusammen, um etwas Neues zu lernen und ihr Fachwissen zu erweitern. Der Erfolg des Wissenserwerbs hängt von der eigenen Motivation ab. Gleichzeitig muss der/die Leiter:in des Seminars angemessen auf die Anwesenden eingehen können und wollen. Dies geschieht durch einen Austausch mit den Teilnehmer:innen, der in Form von Wort, Schrift und Dialog stattfindet.  

Welche Formen von Kommunikation gibt es? 

In der Kommunikationspsychologie wird zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation unterschieden. Beide Arten können zusammenfallen oder getrennt voneinander auftreten. 

Unter den Begriff ‚verbale Kommunikation‘ fallen alle gesprochenen oder auch geschriebenen Sätze. In machen Fällen entspricht die verbale Kommunikation nicht ihrem nonverbalen Gegenstück: Wer den Satz ‚Ich freue mich auf das Seminar‘ mit einem ernsten oder uninteressierten Blick sagt, wirkt nicht glaubwürdig. 

Nonverbale Kommunikation bezieht sich auf alle Aussagen, die nicht artikuliert werden. Dazu zählen Gesten, ernste oder frohe Blicke oder sogar die Kleidung des Gegenübers. Jedoch sollte ihre Aussagekraft im Alltag differenziert betrachtet werden: Nicht jedes überschlagene Bein signalisiert eine ablehnende Haltung und nicht jeder neutrale Blick lässt auf mangelnden Arbeitseifer schließen. Eine gesunde Menschenkenntnis sowie eine Offenheit gegenüber bekannten und unbekannten Personen ist als dritte Komponente der Kommunikation grundlegend. 

Kommunikation in der Gruppe – Tricks für Seminarleiter:innen 

Die leitende Funktion der Seminarleitung beschränkt sich nicht nur auf die fachlichen Inhalte. Als Organisator:in muss man wissen, worauf es bei einer professionellen Kommunikation ankommt und aus welchen Elementen sie sich zusammensetzt.  

Vor dem Seminar sollten die Teilnehmer:innen darum gebeten werden, Namensschilder anzufertigen oder sich mit Namen zu melden. Die Namen werden auf der Anwesenheitsliste abgehakt. Während der Seminarstunde sollte die Seminarleitung ihre Kursmitglieder mit Namen ansprechen. Die direkte Ansprache wirkt nicht nur persönlicher, sondern auch höflicher. Der angesprochenen Person wird das Gefühl vermittelt, respektiert zu werden. 

Ähnlich verhält es sich mit dem Blickkontakt. Wenn du eine:n Teilnehmer:in in deiner Seminarstunde zu einer Wortmeldung aufforderst und seinen/ihren Beiträgen zuhörst, solltest du die Person anschauen. Damit ist nicht etwa ein ‚Starren‘ gemeint. Während des Zuhörens sollte die Seminarleitung durch ein gelegentliches Nicken zu verstehen geben, dass er/sie der Argumentation des Gegenübers folgen kann.

Bei der frontalen Wissensvermittlung ist eine variable Stimmlage wichtig, um das Interesse der Anwesenden zu wecken beziehungsweise aufrechtzuerhalten. Nichts strengt beim Zuhören mehr an als stimmliche Monotonie. Wenn du deinen Vortrag lebendig gestaltest, hören dir die Teilnehmer:innen aufmerksam zu und nehmen mehr Wissen auf.  

Während des Gesprächs im Plenum ist die Seminarleitung als Moderator:in anwesend. Er/sie führt die Anwesenden durch den Dialog im ‚Klassenverband‘, beantwortet Rückfragen oder gibt inhaltliche Impulse, die zum Austausch in der Gruppe anregen sollen. 

Ein gezieltes ‚Drannehmen‘ von zurückhaltenden Kursmitgliedern ist eine bekannte Gewohnheit von Lehrkräften. Von solchen Verhaltensmustern sollte jedoch Abstand genommen werden: Wer sprechen möchte, tut dies aus eigenem Antrieb heraus. Die selektive Aufforderung einzelner Teilnehmer:innen (‚Sie haben noch gar nichts zum Gespräch beigetragen, was sagen Sie zu dem Thema?‘) ist hingegen kontraproduktiv. 

Was tue ich, wenn kein zielführendes Gespräch zustande kommt? 

Manchmal geraten Gruppengespräche ins Stocken oder laufen ins Leere. So weit muss es im Seminar aber gar nicht kommen. Die folgenden Tipps können dir helfen, eine Grundlage für eine gute Kommunikationskultur zu schaffen. 

  1. Den Anwesenden sollte das Ziel der Seminarstunde klar sein. Wenn über den Zweck des Seminars nicht offen gesprochen wurde, entwickelt sich die Stunde zu einem beliebigen Zusammentreffen der Beteiligten.  
  2. Eine offene, natürliche Ausstrahlung macht den/die Seminarleiter:in zu einer Vertrauensperson. Wer nicht als authentisch wahrgenommen wird, ist in den Augen der Teilnehmer:innen nicht vertrauenswürdig. 
  3. Nicht alle Beteiligten kommunizieren auf dieselbe Art und Weise. Manche sind stille Zuhörer:innen und tragen nur gelegentlich etwas zum Gespräch bei. Andere Anwesende melden sich mehrfach und entwickeln sich im Laufe des Dialogs zu den Wortführern/Wortführerinnen. Die Seminarleitung kann dieser einseitigen Entwicklung entgegenwirken, indem sie auch andere Kursteilnehmer:innen zu Wort kommen lässt. 
  4. Man kennt es noch aus der eigenen Schulzeit: In der Klasse lassen sich alle gegenseitig ausreden. Dieselbe Regel gilt auch in Seminaren. Während des Beitrags hat ausschließlich der/die Sprechende das Wort. Nach einer Wortmeldung können inhaltliche Fragen gestellt werden.  
  5. Es sollte zwar selbstverständlich sein, gehört aber der Vollständigkeit halber zu den Anmerkungen dazu: Höfliche Umgangsformen sind die einzige akzeptable Art der verbalen Kommunikation. Unsachliche oder beleidigende Kommentare werden nicht toleriert. In diesem Fall muss sich der/die Seminarleiter:in einschalten und betreffende Personen an die Grundregeln des angemessenen Umgangs erinnern. 
  6. Wer sich in die Augen schauen kann, kommt leichter miteinander ins Gespräch. Bei der Anordnung der Stühle sollte auf einen Stuhlkreis oder eine halbrunde Form geachtet werden. 

In den letzten 10 Minuten der Stunde kann eine Feedbackrunde eröffnet werden. Das Feedback richtet sich sowohl an die Seminarleitung als auch an die Teilnehmenden. Jede:r Anwesende darf in eigenen Worten resümieren, was ihm/ihr in Bezug auf Themen und Kommunikation gefallen hat und wo noch Verbesserungsbedarf besteht. Diese Gesprächsergebnisse werden an der Tafel schriftlich festgehalten und zu einem Schaubild zusammengefasst. 

Sollte es auch in anderen Seminaren zu Kommunikationsproblemen kommen, empfiehlt sich eine Fehleranalyse mit einem/einer Kollegen/Kollegin. Diese Möglichkeit eignet sich auch (aber nicht nur) für berufliche Neueinsteiger:innen, die erst seit Kurzem Seminare geben. Das Feedback eines erfahrenen Mitgliedes aus dem Kollegium kann die eigenen Augen öffnen. 

Ihr könnt die zurückliegende Seminarstunde gemeinsam besprechen und versuchen, die Fehlerquelle zu ermitteln: Liegt es am Thema, dass die Kommunikation in der Gruppe lückenhaft war und die Beteiligten zu keinem Ergebnis gekommen sind?  

In gemeinsam durchgeführten Seminaren kann der Ablauf nach dem Vier-Augen-Prinzip ausgewertet werden. Ein weiterer Pluspunkt beim Team-Teaching ist die Arbeitsaufteilung: Wer sich als Organisationstalent sieht, plant die Seminarstunde. Der/die zweite Kollege/Kollegin erhält den Ablauf in Schriftform und setzt ihn im Seminar praktisch um. Auf diese Weise können beide Beteiligte ihre jeweiligen Talente in die Planung und Durchführung der Seminarstunde mit einfließen lassen. 

Schlusswort 

Ohne Gespräche zwischen Seminarleitung und Kursmitgliedern führt kein Seminar zum Ziel. Kommunikation ist ein ebenso wichtiger Baustein wie fachliche Expertise.  

Im Bereich der (Erwachsenen-)Bildung treffen Lehrpersonen auf unterschiedliche Arten von Kommunikation, die sich auf Methoden übertragen lassen. Diese Methoden sorgen für eine fruchtbare Gesprächskultur. 

Es gibt nicht ‚die eine‘ Kommunikationstechnik, welches als universelles Tool auf alle Seminarinhalte anwendbar ist. Die äußeren Umstände sind ausschlaggebend dafür, ob eine bestimmte Form der Kommunikation im Seminar geeignet ist. Ein ausgewogener Mittelweg zwischen Gruppengesprächen, Dialogen zwischen Seminarleiter:in und Plenum und dem Austausch in Zweiergruppen hat sich als Konzept bewährt: Jede:r Anwesende kann seiner/ihrer kommunikativen Fähigkeiten entsprechend in den Ablauf des Seminars eingebunden werden.  

Kommunikationsformen sind nicht gut oder schlecht, sondern verständlich oder missverständlich. Bei einer geglückten Kommunikation werden die Aussagen des/der anderen Gesprächspartners/Gesprächspartnerin richtig verstanden und korrekt aufgefasst. Im ungünstigen Fall führen verbale und nonverbale Signale zu einer Fehlinterpretation. Die Folge sind Missverständnisse, Unstimmigkeiten oder Arbeitsergebnisse, mit denen die Kursteilnehmer:innen nicht zufrieden sind. 

Als Seminarleiter:in sollte man sich mit allen Facetten der Kommunikation auskennen, die sowohl Chancen als auch Tücken bergen können. Vor, während und nach der Seminarstunde kannst du dich fragen, ob alle Beteiligten angemessen auf Wortmeldungen reagieren, konstruktive Kritik üben und das Gespräch mit sinnvollen Beiträgen am Laufen halten. 

Raphael Dumhart

Raphael Dumhart ist Berater für Softwareentwicklung und Softwarearchitektur. Neben dem Software Engineering hat er einen Großteil seiner beruflichen Laufbahn mit dem Aufbau von Entwicklungsteams, Unternehmern und Produkten verbracht. Unter anderem hat er 10 Jahre lang die Entwicklungsabteilung eines internationalen Konzerns geführt, ein IT-Startup mitgegründet sowie ein EduTech-Startup gegründet.

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